Montag, 28. September 2009

Schreibende Frauen aus dem Norden

Heimatkurier Mecklenburg-Vorpommern
Artikel vom 28.09.2009E nglische Romane aus Pommern
Kurz vor der Jahrhundertwende, 1898, erschien in London „Elizabeth and her German Garden“. Geschrieben in einem erfrischend unbekümmerten Stil, wurde es zum Bestseller, in den acht Monaten bis zum Jahresende brachte es das Buch auf 11 Auflagen, im Mai 1899 waren es bereits 21. Noch 1914 wurde es mehrmals im Jahr nachgedruckt. Die Tatsache, dass es anonym herausgegeben wurde, gab Anlass zu wilden Spekulationen, an denen sich seinerzeit sogar die renommierte Daily Mail beteiligte. Sie widmete dem Rätselraten eine ganze Seite und zog drei Autorinnen in die engere Wahl. Neben Queen Victorias Enkelin, Irene von Preußen, und Daisy, der Prinzessin Pless, wurde das Buch der tatsächlichen Verfasserin, Mary Annette Gräfin von Arnim, einer geborenen Beauchamp auch zugetraut. Für kurze Zeit war „Elizabeth“ auf diese Weise zur bekanntesten Autorin im englischsprachigen Raum aufgestiegen und veröffentliche die meisten ihrer nun folgenden, stark autobiographischen Bücher mit dem Zusatz „Von der Verfasserin von Elizabeth und ihr Garten“. Als Elizabeth von Arnim wurde sie im deutschsprachigen Raum dagegen erst in den 1990er Jahren ob einer Renaissance ihrer Bücher wahrgenommen.
Die etwa 40-jährige Elizabeth von Arnim (1866–1941): Die Autorin war eine geborene Mary Annette Beauchamp. Repro: Bernhard Rengert Mary Annette Beauchamp ist am 31. August 1866 in Kirribilli Point (heute Stadtteil von Sydney), Australien, als Tochter englischer Eltern geboren. Die Familie ging 1870 zurück nach London, nachdem der Vater es in Australien als Kaufmann zu Vermögen gebracht hatte. Auf einer Italienreise wurde May 1889 in Florenz mit dem verwitweten, 16 Jahre älteren deutschen Grafen Henning August von Arnim aus dem Hause Golm-Güstow bekannt. Nach den von seiner Mutter, Elisabeth Luise von Prillwitz, uneheliche Tochter des Prinzen August von Hohenzollern, geerbten Gütern nannte er sich jedoch „von Arnim-Schlagenthin“. Er bemühte sich erfolgreich um die Rückgabe der Güter seines Vaters, Harry Graf von Arnim-Suckow. Mit der Eheschließung 1891 in London nahm May die deutsche Staatsbürgerschaft an. Das junge Paar zog nach Berlin, wo sie sich jedoch nicht wohl fühlte. Auch mit ihrer Stief-Schwiegermutter, Sophie Adelheid von Arnim aus dem Hause Boitzenburg, ist die zierliche, energische junge Frau wohl nie so recht warm geworden. Als May das Henning wieder zugesprochene Gut Nassenheide kennenlernt, ist sie begeistert. 1896 bezieht die Familie, zu der bereits die Töchter Eva, Elisabeth und Beatrix gehören, der 1899 Felicitas folgte, den nordwestlich von Stettin gelegenen Landsitz. „Elizabeth und ihr Garten“ ist die schöpferische Frucht von Mays ersten Jahren auf diesem pommerschen Gut. Im heutigen polnischen Rzedziny, wenige Kilometer östlich der Grenzdörfer Pampow und Blankensee im Uecker-Randow-Kreis, erinnert kaum etwas an die von May – die sich nach ihrem Anfangserfolg Elizabeth nennen ließ – in mehreren Büchern beschriebenen Verhältnisse in Nassenheide. „Das graue Steinhaus mit seinen vielen Giebeln“, das „uralt und ein paarmal erweitert worden“ ist und vor dem Dreißigjährigen Krieg ein Nonnenkloster gewesen sein soll, ist verschwunden. Auch das Refugium, das sich Elizabeth im Park hatte anlegen lassen, um ungestört schreiben zu können, gibt es nicht mehr. Bis auf ein paar Nebengebäude erinnert in Rzedziny nichts mehr ans pommersche Gutshaus, das seinerzeit auch von anderen englischen Autoren aufgesucht wurde, die hier sogar einige ihrer Werke verfassten. Die Sommermonate 1897 und 1898 verbrachte die Familie auf Rügen. Im Sommer 1901 finden wir Elizabeth erneut auf Rügen – ohne Familie. Mit einer vierspännig gezogenen leichten, geschlossenen Kutsche brach sie zusammen mit ihrer englischen Freundin Oona Mitte Juli auf. Gefolgt von einem offenen Wagen mit dem Gepäck und den Zofen. Elizabeth hatte zuvor Landkarten studiert und Reiseführer gelesen. Es sollte eine Recherchereise für ein neues Buch werden und ganz bewusst waren die beiden Frauen dafür auf Abenteuer aus. Entstanden ist „The Adventures of Elizabeth in Rügen“, ein Reiseroman, der 1904 in London gedruckt wurde. Zwischen dieser Reise und der Fertigstellung des Buches lag im Oktober 1902 die Geburt ihres letzten Kindes, des von ihrem Mann lange ersehnten männlichen Erben, Henning Bernd. Während die englische Fassung mit Begeisterung aufgenommen wurde, ließ die erste deutsche Ausgabe auf sich warten. Das hatte seinen Grund. Selbstbewusst als Dame allein, das heißt abgesehen von einem Kutscher ohne männliche Begleitung, eine solche Reise rund im wilhelminischen Deutschland zu unternehmen, musste als skandalös angesehen werden, weil sie seinerzeit einfach allen gängigen Vorstellungen widersprach. In Groß Britannien wird der Roman damals kaum eine Reisewelle von Engländern auf die Insel ausgelöst haben. Ein Jahrzehnt vor dem ersten Weltkrieg bediente er wohl vor allem die Vorurteile der Engländer gegenüber Deutschen und schien ziemlich eindeutig zu beweisen, dass Elizabeth im Grunde stets Engländerin blieb. Das lässt sich heute viel differenzierter lesen. Mit zarter Ironie, manch satirischer Bemerkung und leisem Spott nimmt Elizabeth die Verhältnisse, ihre Zeit und gelegentlich auch sich auf die Schippe, ohne wirklich zu verletzen. Köstlich, wie sie eine „Cousine Charlotte“ in die Handlung einbindet, sie in ihrem militanten Feminismus gelegentlich bloß stellt und zugleich ihre eigenen Ansichten mit ihr transportiert. Wer „Elizabeth auf Rügen“ zur Hand nimmt, ist schon nach den ersten Seiten versucht, es der Heldin nachzutun und eine Reise um Rügen zu unternehmen, wie sie sie beschreibt. Das ist noch immer möglich und zeigt nicht nur, was sich seitdem verändert hat. Die von Elizabeth besuchten Orte gehören auch heute zum Kanon einer Rügenreise: Lauterbach, die Insel Vilm, Göhren, Thiessow, Sellin, Binz, die Stubbenkammer, Glowe, Wiek und Hiddensee. Reine Geschmacksache, ob man heute die Fähre bei Stahlbrode oder den Rügendamm benutzt. Den Ausblick vom Turm des Jagdschlosses Granitz indes sollte man sich nicht entgehen lassen und die eigenwillige Köstlichkeit von „Flundern und dazu heißes Stachelbeergelee“, die sich die Autorin in Glowe schmecken ließ, findet sich als „Ostseescholle mit heißen Stachelbeeren“ zum Beispiel auf der Speisekarte des Gasthofes „Zur Linde“ in Middelhagen. Er ist der nachweislich älteste auf der Insel und ausgerechnet ihn hat Elizabeth laut ihrer Beschreibung nicht besucht. Entstanden ist auch dieses siebente Buch der Autorin in Nassenheide. Auf lange Sicht schien ihr aber weder die Ehe mit Henning von Arnim noch das Landgut wirklich Glück zu bringen. Immer öfter zog es Elizabeth nach England zu Freunden und Verwandten. Schon 1899 war sie von der völlig unerwarteten Verhaftung ihres Mannes schockiert worden, obwohl die gegen ihn erhobenen Vorwürfe schließlich in zermürbenden Gerichtsverhandlungen widerlegt wurden. Die Geschichte schien sich auf dramatische Weise zu wiederholen. 1874 war schon Hennings Vater in Nassenheide verhaftet worden. Er hatte damals ins Exil gehen müssen, um der gegen ihn verhängten Gefängnisstrafe zu entgehen. Elizabeths Mann, der in ihren Büchern öfter als „der Grimmige“ erscheint, hatte sich auf dem kargen Böden seines Gutes mit viel Hingabe der Zucht widerstandsfähiger Kartoffelsorten gewidmet. Dauerhaft wirtschaftlicher Erfolg blieb ihm jedoch versagt, so musste das Gut zur Abwendung einer drohenden Zwangsversteigerung 1910 verkauft werden. Wenig später, am 20. August 1910, stirbt Henning von Arnim schwer erkrankt im Sanatorium in Bad Kissingen. Mit dem etwas einseitigen Attribut des „Grimmigen“ indes hat Elizabeth ihm, der sie in ihren schriftstellerischen Ambitionen gewähren ließ, ihren Hang zu sentimentaler Verklärung wie zum Feminismus als konservativer Landadliger jedoch nicht teilen konnte, wohl unrecht getan. Nachdem sie bereits 1908 mit ihren Kindern nach England gezogen war, sich später erfolgreich wieder um die englische Staatsbürgerschaft bemühte und 1916 eine unglückliche zweite Ehe mit Francis Russel, Earl of Amberley, einging, wird Elizabeth endgültig zur Wanderin zwischen den Welten. Sie schreibt weiter ihre Bücher, lebt zeitweilig in der Schweiz, später in Südfrankreich und übersiedelt 1939 in die USA, wo sie fast nur noch in Hotels lebte. Am 9. Februar 1941 ist Mary Annette (Elizabeth) Countess Russel in Charleston, South Carolina, verstorben. Nach Kriegsende wurde ihre Urne nach England überführt und an der Seite ihres Bruders Sydney auf dem Friedhof bei Penn zur letzten Ruhe gebettet. In seinem Nachruf verwies ihr langjähriger Freund und Schriftstellerkollege Hugh Walpole (1884–1964), der eine Zeit lang auch als Hauslehrer ihrer Kinder in Nassenheide tätig war, nicht nur darauf, dass sie einige der witzigsten Romane in englischer Sprache verfasst habe, sondern auch darauf, dass er neben anderen „Elizabeth auf Rügen“ am meisten mag und versicherte: „Ich denke, ein oder zwei ihrer Bücher werden als kleine Klassiker Bestand haben.“ Bernhard Rengert

Donnerstag, 10. September 2009

Wochenend Planung

12. September Lange Nacht der Künste und Einkaufsnacht in Neustrelitz / ab 20 Uhr Offenes Theater etc.

13. September Zisterzienserkloster Himmelpfort
Klosterstraße 23, 16798 Fürstenberg Himmelpfort

14 - 16 Uhr (sonst 9 - 18 Uhr geöffnet) stündl. Führung
Verkauf von regionalen Produkten und Verkostung im Klosterkräutergarten, Führungen zur Eisenbahnfähre Fürstenberg
Stephanie Feddus, Tel.: 03306 202852, fedder@regio-nord.com

13. September Tag des Offenen Denkmals auf GUT BOLTENHOF
um 15.00 Uhr Führung mit Gutsbesitzer Uwe um 16.00 Konzert "Haydn-Freuden" mit Werken von Haydn und Händel, u.a. Sebastian Hensel, Geige - Wolfgang Hensel, Klavier Monika Neubauer, Gesang anschliessend Buffet-Essen (BITTE ANMELDEN!) Erwachsene €14,00 Kinder bis 10 Jahre €7,00, Getränke extra Das Konzert ist kostenlos (aber Spenden sind willkommen), und kann besucht werden auch ohne Teilnahme an dem Buffet-Essen.www.gutboltenhof.de

13.9. Tag des Offenen Denkmals auf Schloss Rauschendorf
Hauptstraße 35-36, 16775 Gransee Rauschendorf

Herrenhaus 1723 von Herrmann Graf von Wartensleben erbaut, diente diesem bis zur Fertigstellung des Meseberger Schlosses als Wohnsitz, 1870 vom damaligen Eigentümer C. F. Kluge im Stil der Neorenaissance überformt, nach einem Brand 1922 ließ Ernst von Beyme durch den Architekten Ernst Paulus das Haus als zweigeschoss. Barockschloss wiedererrichten
http://www.schloss-rauschendorf.de
11 - 17 Uhr (sonst nicht geöffnet)
Führungen zur vollen Stunde (max. 20 Personen) durch den Eigentümer Hr. Sauer
Ausstellung zur Geschichte des Schlosses und des Dorfes, Kaffee und Kuchen im Gartenhaus
Martin Sauer, Tel.: 03306 202778, E-Mail: schloss-rauschendorf@t-online.de

13. September Tag des Offenen Denkmals Schloss Meseberg
Dorfstraße, 16775 Gransee Meseberg

Führung um das Schloss, Gästehaus der Bundesregierung und durch die Anlagen
11 - 17 Uhr (sonst nicht geöffnet)
Führung 13.30 Uhr durch Sieglinde Assatzk
Speisen, Orgelkonzert in der Kirche Buberow, Jagdhorn blasen, Führungen durch Buberow
Wolfgang Schwercke, Amt Gransee, Tel.: 03306 751114
Vormerken: 26. September 2009 Erntedankfest in Dollgow http://www.heimatverein-dollgow.de

Wochenende - Tipps für Freunde der Alten ReedereiBrandenburger Strasse 38 16798 Fürstenberg / Havel www.juliawitt.blogspot.com
www.altereederei.de